Dezember 2016
Dieser Newsletter von wissensschau.de informiert im Abstand von zwei Monaten über jüngste Entwicklungen bei der Gentherapie und den CAR-T-Zellen.

 

Klinische Studien

Erfolg bei erblicher Erblindung

Spark Therapeutics

Eine Gentherapie hilft bei Erkrankungen der Netzhaut: Sie vergrößert das Gesichtsfeld und verbessert das Sehen in der Dunkelheit. Die Wirkung bleibt mindestens zwei Jahre erhalten. Dies ergab eine Phase-III-Studie mit 29 Patienten, die aufgrund einer erblichen Mutation im Gen RPE65 vollständig zu erblinden drohten.

Unter dem Namen Voretigene Neparvovec will der Hersteller Spark Therapeutics aus Philadelphia im nächsten Jahr die Zulassung in den USA beantragen. Im Erfolgsfall könnte es die erste Gentherapie werden, die auf dem amerikanischen Markt verfügbar ist.

Muskelschwund: Zwei Kinder lernen laufen

FierceBiotech

Kinder, die mit einer spinalen Muskelatrophie vom Typ 1 geboren werden, haben meist nur eine Lebenserwartung von zwei Jahren. Eine Gentherapie der US-amerikanischen Firma AveXis gibt nun Anlass zur Hoffnung: Von zwölf behandelten Kindern reagierten elf auf die Therapie, acht können nun ohne Hilfe sitzen und zwei lernen sogar laufen - angesichts des schweren Verlaufs dieser Krankheit ein erstaunlicher Erfolg.

Zur Lebenserwartung der Kinder gibt es keine Informationen, da es sich um erste Zwischendaten einer Phase-I-Studie handelt. Das Ende der Studie wird im Dezember 2017 erwartet.

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Rückschlag bei Sichelzellänamie

Xconomy

Ein 13-jähriger Junge weckte große Hoffnungen: Der erste Empfänger einer Gentherapie für Sichelzellanämie kommt seit 18 Monaten ohne Bluttransfusionen aus. Doch bei den folgenden sieben Patienten enttäuschte die Therapie LentiGlobin der US-Firma Bluebird Bio. Die behandelten Blutzellen produzierten zu wenig ß-Globin, um die Symptome der Krankheit spürbar zu lindern.

Bluebird Bio hat nun den Herstellungsprozess des lentiviralen Vektors modifiziert. Erste Ergebnisse deuten an, dass dies die Produktion von ß-Globin deutlich erhöht.

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Zwei weitere Tote bei Studie mit CAR-T-Zellen

FierceBiotech

Insgesamt fünf Todesfälle haben die ROCKET-Studie von Juno Therapeutics aus Seattle zumindest vorläufig gestoppt. Bereits vor einigen Monaten starben drei Leukämie-Patienten an einem Hirnödem, als sie mit CAR-T-Zellen aus dem Programm JCAR015 behandelt wurden.

Im Juli wurde als vermeintliche Ursache das Zytostatikum Fludarabin benannt, welches die Patienten als vorgeschaltete Chemotherapie erhielten. Seit Anfang November ist jedoch klar, dass Fludarabin höchstens ein Teil des Problems war - zwei weitere Teilnehmer der Phase-II-Studie starben mit den gleichen Symptomen.

Die Zukunft von JCAR015 und der ROCKET-Studie ist nun ungewiss. Ein weiteres Produkt von Juno, CAR-T-Zellen aus dem Programm JCAR017, scheint von diesen Problemen nicht betroffen.

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Schmetterlingshaut heilt besser, aber nicht dauerhaft

JAMA

Eine extrem empfindliche Haut kennzeichnet die seltenen Erbkrankheit Epidermolysis bullosa: Geringste Reize können chronische Entzündungen auslösen - daher auch der Name Schmetterlingshaut.

Forscher der kalifornischen Stanford Universität entwickelten einen retroviralen Vektor, der das Gen für Collagen Typ VII in körpereigene Hautzellen transportiert. Die Phase-I-Studie mit vier erwachsenen Patienten verlief nur teilweise erfolgreich: In den ersten sechs Monaten war die Wundheilung deutlich verbessert - die Wirkung ließ allerdings mit der Zeit nach.

Die Forscher glauben, dass dieses Problem mit einer suboptimalen Transplantation der behandelten Hautpräparate zusammenhängt. Die Studie geht nun in die Phase II über, bei der auch jugendliche Patienten eingeschlossen werden.

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Forschung

Neue Möglichkeiten für CRISPR/Cas9

Nature

Eine Gentherapie mit der Genschere CRISPR/Cas9 ist ein Schritt näher gerückt. Forscher am kalifornischen Salk Institut konnten die Genschere mit dem DNA-Reparaturmechanismus NHEJ verknüpfen. Dieser ist auch in Zellen aktiv, die sich nicht regelmäßig teilen. Damit war es erstmals möglich, ausdifferenzierte Gewebe in einem lebenden Tier zu modifizieren: Erblindete Ratten erhielten dabei einen Teil ihrer Sehfähigkeit zurück.

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Programmierte T-Zellen

Cell

CAR-T-Zellen tragen einen Rezeptor, der die Detektion definierter Antigene ermöglicht - auf die Reaktion der Zellen nach der Aktivierung hat er allerdings wenig Einfluss. Forscher an der Universität von Kalifornien arbeiten an einer Alternative: Ein synthetischer Notch-Rezeptor kann T-Zellen entweder auf eine Zell- oder eine Antikörper-vermittelte Antwort programmieren. Denkbar ist auch, dass dabei regulatorische T-Zellen erzeugt werden, die eine Behandlung von Autoimmunkrankheiten ermöglichen.

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Methoden

Retrovirus ohne Affinität zu Genen

Scientific Reports

Eine Variante des Foamyvirus lagert sich bevorzugt in Regionen des Erbguts ein, die fernab von Genen liegen. Die Gefahr einer unbeabsichtigten Aktivierung von Krebsgenen ist damit deutlich verringert. Forscher der Washington State Universität haben dazu die Gene gag und pol modifiziert. Zudem entwickelten sie ein Verfahren, um retroviralen Vektoren auf Basis des Foamyvirus in klinisch relevanten Konzentrationen zu erzeugen. Erste Tests mit menschlichen Stammzellen aus dem Nabelschnurblut verliefen vielversprechend.

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Alternative zu Genscheren

Nature Communications

Peptid-Nukleinsäuren (PNAs) korrigierten die Genmutation für ß-Thalassemie in einem Tiermodell. Mit Hilfe von Nanopartikeln gelangte die künstliche Erbinformation in das Knochenmark von Mäusen, die ein mutiertes humanes ß-Globin-Gen tragen. In etwa vier Prozent der Knochenmarkzellen wurde der Fehler korrigiert: Der Hämoglobin-Titer stieg an und die Symptome der Krankheit verschwanden. Forscher der Yale Universität sehen in PNAs eine gute Alternative zu Genscheren, da sie kaum unerwünschte Änderungen im Erbgut hervorrufen.

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Medienspiegel

Durchbruch der Gentherapie?

FAZ

Über frühere Fehler und heutige Luftschlösser - Christof von Kalle, Präsident der deutschen Gesellschaft für Gentherapie, gibt einen kurzen Überblick über das Feld. Sein Fazit: Es braucht noch Geduld, aber die Gentherapie ist auf einem guten Weg.

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