Brustkrebs - tödlich trotz Früherkennung
Eine von acht Frauen wird im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs erkranken. Früherkennung und neue Therapien konnten die Sterberaten senken, das Risiko ist aber immer noch hoch.
Die Statistik spricht eine deutliche Sprache: Jährlich zwei Millionen neue Fälle - Brustkrebs ist die weltweit häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Bösartige Formen sind für 13 % aller weiblichen Krebstoten verantwortlich1. Für Deutschland heißt das: pro Jahr etwa 70 000 Neuerkrankungen und über 18 000 Todesfälle2.
Wie entsteht Brustkrebs?
Brustkrebs entsteht meist aus Zellen, die an der Funktion der Milchdrüsen beteiligt sind. Das Hormon Östrogen spielt dabei eine wichtige Rolle: Vor allem in der Pubertät und der Schwangerschaft regt es Stammzellen in den Milchdrüsen dazu an, sich massiv zu vermehren. Dieser natürliche Prozess kann eine fatale Wendung erfahren, wenn Genmutationen eine Reihe von Krebsgenen aktivieren: Die Zellen beginnen unkontrolliert zu wachsen und bilden Tumore.
Es sind vor allem zwei Arten von Zellen, die an der Entstehung von Brustkrebs beteiligt sind. In mehr als 80 % der Fälle stammen die Tumore von Epithelzellen ab, die das Innere der Milchgänge auskleiden. Das Wachstum dieser sogenannten duktalen Karzinome hängt oftmals stark von Hormonen ab. Seltener (in etwa 10-15 % der Fälle) geht der Brustkrebs von Zellen der Drüsenläppchen aus. Diese Form wird lobuläres Karzinom genannt.
Früherkennung hilft - aber nur begrenzt
Anfangs ist das Krebsgeschwür kaum mehr als ein kleiner Knoten3, und solange die Krebszellen im Gewebe der Brust verbleiben, geht relativ wenig Gefahr von ihnen aus. Lebenswichtige Funktionen können sie dort nicht blockieren. Wenn die Knoten frühzeitig entdeckt werden, können Ärzte sie meist leicht entfernen. Selbst unbehandelt muss Brustkrebs nicht unbedingt eine Gefahr sein: Viele Tumore wachsen so langsam, dass sie während der Lebenszeit der Betroffenen kaum Schaden anrichten können.
Doch oftmals verläuft der Krebs bösartig: Die Krebszellen verbreiten sich im ganzen Körper und bilden Metastasen in lebenswichtigen Organen. Diese Metastasen sind in den meisten Fällen die eigentliche Todesursache bei Brustkrebs. Noch können Ärzte nicht unterscheiden, welche Tumore gutartig im Gewebe verbleiben oder sich bösartig in ganzen Körper ausbreiten. Aus Vorsicht behandeln sie den Krebs meist so, als ob er Metastasen streuen würde.
Der Früherkennung kommt daher eine wichtige Rolle zu - je eher ein Tumor entdeckt wird, desto schonender kann die Therapie ausfallen. Doch auch dabei gibt es Nachteile: Die Wahrscheinlichkeit einer falsch positiven Diagnose ist zwar gering, aber da jährlich tausende Frauen untersucht werden, passiert dies auch nicht gerade selten. Daher werden viele gesunde Frauen einer unnötigen - und manchmal sehr belastenden - Therapie ausgesetzt. Experten plädieren daher dafür, Früherkennung vor allem auf solche Frauen zu begrenzen, die von vornherein ein erhöhtes Risiko tragen.
Zielgerichtete Therapien
Althergebrachte Methoden bilden immer noch die Basis einer Brustkrebs-Therapie - Operation, Bestrahlung und Chemotherapie. Doch Brustkrebs gehört zu den Erkrankungen, für die schon früh sogenannte zielgerichtete Medikamente entwickelt wurden. Diese nutzen die Abhängigkeit der Krebszellen von Hormonen aus, um das Wachstum zu stoppen. Die zielgerichtete Blockade dieser Wachstumssignale hat spürbaren Einfluss auf die Todesrate gehabt.
Große Hoffnungen setzen Forscher auch auf die weitere Erforschung von Krebsgenen, die letztlich zur Entstehung von Krebs führen. Dies kann nicht nur eine bessere Behandlung, sondern auch eine bessere Diagnose ermöglichen: Gentests tragen schon heute dazu bei, die Unterscheidung von gutartigen und bösartigen Krebsformen zu erleichtern. Je besser diese Unterscheidung gelingt, umso mehr Fehlbehandlungen können vermieden werden.
Trotz aller Probleme zeigte sich in den letzten Jahren ein positiver Trend: In den entwickelten Ländern erweist sich die Todesrate bei Brustkrebs als rückläufig4. In Deutschland überleben 80 % der betroffenen Frauen länger als fünf Jahre2. Eine konsequente Früherkennung und neue Formen der Therapie hatten daran sicherlich ihren Anteil. Ärzte geben die Hoffnung nicht auf, dass weitere Fortschritte diesen Trend noch verbessern können.
Teil 2/4: Gene und Hormone steigern Risiko von Brustkrebs
Teil 3/4: Therapie mit Tamoxifen und Herceptin
Teil 4/4: Früherkennung bei Brustkrebs - nicht ohne Risiko
2 Zentrum für Krebsregisterdaten, Krebs in Deutschland 2015/2016, Robert Koch-Institut (Link)
3 Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie e.V. (AGO) Brustkrebs - Patientenratgeber zu den AGO-Empfehlungen 2019 (Link)
4 K. Servick, Breast Cancer: A World of Differences, Science März 2014 (Link)
Brustkrebs
Hautkrebs
Kurz und knapp
- Brustkrebs ist weltweit die häufigste Krebsform
- die Tumore entstehen aus zwei Arten von Zellen im Drüsengewebe
- das weibliche Hormon Östrogen ist ein wichtiges Wachstumssignal für Brustkrebs
- Krebsgene spielen eine große Rolle bei der Entstehung
- Früherkennung und zielgerichtete Therapien haben die Todesrate in den letzten Jahren sinken lassen