Sonne und Gene lösen Hautkrebs aus
Das UV-Licht der Sonne schädigt die Haut und kann Krebs auslösen. Doch auch manche Faktoren im Erbgut erhöhen das Risiko.
Australien galt lange als das Land mit der höchsten Hautkrebsrate. Kein Wunder: Es ist voller hellhäutiger Menschen, die gerne und ausgiebig in der Sonne baden. Die wichtigsten Risikofaktoren für Hautkrebs werden hier kombiniert – UV-Licht und genetische Veranlagung.
Der größte Risikofaktor ist eindeutig das Sonnenlicht. UV-Strahlung stresst nicht nur die Haut, es schädigt das Erbgut und kann Mutationen hervorrufen. Werden dabei Krebsgene mutiert, gerät das Wachstum der Zellen außer Kontrolle – Krebs entsteht. Dabei können sich unterschiedliche Arten von Hautkrebs entwickeln: Maligne Melanome (schwarzer Hautkrebs) oder diverse weiße Formen von Hautkrebs.
Bis zu 100 000 Mutationen
Die Sonne richtet viel Schaden im Erbgut anrichten – etwa 20 000 Mutationen finden sich bereits in den gesunden Pigmentzellen älterer Menschen1. Vor einigen Jahren entdeckten Forscher, dass ein einzelnes Gen dabei außergewöhnlich häufig auftaucht: In etwa 70 % der Melanome ist das Signalmolekül BRAF mutiert.
BRAF ist ein Teil eines Signalwegs, der das Wachstum von Zellen regelt. Gerät dieser außer Kontrolle, kann Hautkrebs die Folge sein. Seit 2012 sind in Europa Medikamente auf dem Markt, die zielgerichtet an diesem Punkt ansetzen: Die Erfolge sind – anfangs zumindest – beeindruckend.
Allerdings ist das Verhältnis von Sonne und Hautkrebs kompliziert: Viel UV-Licht heißt nicht unbedingt hohes Risiko. So zeigen manche Studien2,3, dass Menschen, die in Büros beschäftigt sind, ein höheres Hautkrebs-Risiko haben als solche, die viel unter freiem Himmel arbeiten. Ein ständiger Aufenthalt in der Sonne scheint weniger gefährlich als kurze Episoden mit langen Pausen dazwischen. Das höchste Risiko besteht im Sonnenstudio oder bei gelegentlichen Strandurlauben mit starken Sonnenbränden, besonders während der Kindheit und Jugend.
Melanome entstehen an verschiedenen Körperstellen. Wer ständig in der Sonne ist, der entwickelt meist erst im hohen Alter die ersten Melanome. Diese entstehen oft am Kopf oder Hals, da diese am häufigsten dem Licht ausgesetzt sind. Wer sich jedoch nur zeitweise – und dafür stark – der Sonne aussetzt, entwickelt den Hautkrebs meist an Stellen, die in der Regel bedeckt sind: Rücken, Bauch und Oberschenkel. Diese Melanome treten auch eher in jüngeren Jahren auf.
Der Einfluss der Gene
Menschen, die viele Leberflecken oder Muttermale aufweisen, erkranken häufiger an Melanomen4. Doch Leberflecken sind nicht zwangsläufig Vorstufen des Hautkrebs. Forscher vermuten eher, dass die Schwelle für die Krebsentwicklung niedriger liegt: Es braucht weniger UV-Licht, um ein Melanom hervorzurufen.
Am stärksten gefährdet sind hellhäutige Menschen mit rötlichen Haaren. Hier spielt das Erbgut eine wichtige Rolle – sie produzieren eine andere Variante des Hautpigments Melanin. Dieses Pheomelanin lässt vermutlich mehr UV-Licht in die Haut, so dass das Risiko für Melanome steigt. Vielleicht ist Pheomelanin sogar unmittelbar an der Krebsentwicklung beteiligt: Eine jüngere Studie deutet an, dass das Pigment an der Entstehung von aggressiven Substanzen beteiligt ist, die das Erbgut direkt schädigen können5.
Bei anderen Hautkrebsformen ist das Sonnenlicht noch weniger beteiligt. Besonders bei Menschen, die durch eine dunkle Hautfarbe vor UV-Licht geschützt sind, tritt eine seltene Variante auf: Das akrolentiginöse Melanom entsteht vor allem an sonnengeschützten Stellen wie Handflächen und Fußsohlen. Das BRAF-Gen spielt dabei keine Rolle – es ist noch unklar, wie diese Melanome entstehen. Sie können auch nur schwer behandelt werden, die Sterblichkeit ist sehr hoch.
Hautkrebs ist vermeidbar
Mit dem Wissen, dass Sonnenlicht der wichtigste Auslöser ist, wird Hautkrebs vermeidbar. In Australien hat die Regierung vor Jahren eine Kampagne gestartet, die vor übermäßigem Sonnenbaden warnt – die Krebsraten sind seitdem rückläufig. Auch eine regelmäßige Vorsorge, so wie sie in Deutschland betrieben wird, kann manchmal das Schlimmste verhindern.
Doch wenn Melanome erst einmal Metastasen gebildet haben, wird eine Behandlung sehr schwierig. Bislang gibt es nur Hoffnung für etwa die Hälfte aller Melanom-Patienten, die eine bestimmte Mutation in dem BRAF-Gen aufweisen. Forscher müssen noch mehr über die Ursachen der Melanome erfahren, um für alle Patienten wirkungsvolle und zielgerichtete Therapien zu entwickeln.
Teil 2/3: Sonne und Gene lösen Hautkrebs aus
Teil 3/3: Zielgerichtete Therapien für Melanome
2 Beral et al., The relationship of malignant melanoma, basal and squamous skin cancers to indoor and outdoor work, Br.J.Cancer 1981(Link)
alle Referenzen anzeigen
3 Vagerö et al., Occupation and malignant melanoma: a study based on cancer registration data in England and Wales and in Sweden., Br.J.Ind.Med. 1990 (Link)4 Whiteman et al., Melanocytic nevi, solar keratoses, and divergent pathways to cutaneous melanoma., J Natl Cancer Inst., Juni 2003(Link)
5 Mitra et al., An ultraviolet-radiation-independent pathway to melanoma carcinogenesis in the red hair/fair skin background, Nature 2012(Link)
Brustkrebs
Hautkrebs
Kurz und knapp
- UV-Licht schädigt das Erbgut, es ist die wichtigste Ursache von Hautkrebs
- vererbte Eigenschaften wie helle Haut oder zahlreiche Leberflecken erhöhen das Risiko
- eine Variante des Hautpigments Melanin kann eventuelle direkt Melanome hervorrufen
- eine Mutation des Gens BRAF tritt in etwa 70 % aller Melanome auf, die durch die Sonne ausgelöst werden
- eine seltene Variante von Hautkrebs, das akrolentiginöse Melanom, ist unabhängig von Sonnenlicht