Nabelschnurblut spenden – öffentliche oder private Banken?
Nabelschnurblut heilt viele Krankheiten, eine Spende kann Leben retten. Aber wo einlagern? Die Entscheidung zwischen öffentlichen und privaten Nabelschnurbanken fällt nicht leicht.
Tausende Menschen weltweit wurden bereits mit Nabelschnurblut behandelt, meist bei Blutkrebs und Erbkrankheiten. Ärzte sind sich einig, dass eine Einlagerung der wertvollen Nabelschnur-Stammzellen sinnvoll ist. Doch offen bleibt die Frage, wo werdende Eltern das Blut einlagern sollen – in öffentlichen oder in privaten Nabelschnurblutbanken?
Vor allem in zwei Punkten unterscheiden sich diese beiden Optionen: Verfügbarkeit und Kosten1. Private Banken reservieren die Stammzellen aus der Nabelschnur für das eigene Kind, die Kosten dafür tragen die Eltern. Öffentliche Banken hingegen stellen das Nabelschnurblut der Allgemeinheit zur Verfügung, dafür bleibt die Einlagerung für die Spender kostenfrei.
Wer über die Einlagerung von Nabelschnurblut nachdenkt, muss sich also zuerst über den wichtigsten Punkt klar werden: Geht es vor allem um das eigene Kind, oder sollen alle profitieren?
Spenden bei öffentlichen Nabelschnurblutbanken
In Deutschland gibt es momentan fünf öffentliche Banken, die Nabelschnurblut lagern2. Finanziert werden sie durch Spenden und – falls eine Probe zur Transplantation angefordert wurde – durch Gelder aus den Krankenkassen. Eine Grundfinanzierung aus öffentlichen Geldern erfolgt nicht.
Die Folge ist ein chronischer Geldmangel. Öffentliche Banken sind daher in ihrer Kapazität stark beschränkt und können nur einen Teil der Nabelschnurblut-Spenden annehmen. Die Nabelschnurblutbanken in Hannover und im bayerischen Gauting hat es sogar noch härter getroffen: Sie können überhaupt keine neuen Spenden mehr einlagern.
Wer das Nabelschnurblut einer öffentlichen Bank spendet, kann es nicht mehr zurückfordern – außer es wird dringend für eine Behandlung benötigt. Das geht allerdings nur, wenn die Spende nicht bereits für einen anderen Patienten verwendet wurde. In Ausnahmefällen sind auch "gerichtete Spenden" möglich: Ist etwa ein älteres Geschwisterkind bereits an Blutkrebs erkrankt, kann das Nabelschnurblut für die Therapie dieses Kindes reserviert werden.
Nicht jede Spende wird eingelagert
Die öffentlichen Nabelschnurbanken kooperieren mit ausgewählten Kliniken in der Region: In diesen findet die Geburt und die Entnahme des Bluts statt, nur die Einlagerung erfolgt in den Banken selber. Auf den jeweiligen Internet-Auftritten werden Listen bereit gestellt, in denen die entsprechenden Kliniken aufgeführt sind.
Öffentliche Banken lagern nicht jede Nabelschnurblut-Spende ein. Es gelten strenge Mindestanforderungen, eine davon betrifft das Volumen der Bluts: Ist es zu gering, enthält die Spende auch zu wenig Stammzellen und ist für manche medizinische Zwecke ungeeignet. In der Regel weist nur eine von vier Proben die notwendige Qualität auf, um eingelagert zu werden3.
Private Nabelschnurblutbanken
Bei privaten Banken bleibt das Nabelschnurblut Eigentum der Spenderfamilie – sie übernehmen dafür die Kosten der Einlagerung. Die Entnahme ist meist deutschlandweit in einer Vielzahl von Kliniken möglich. In der Regel werden die Proben mindestens 20 Jahre lang aufbewahrt.
Im Gegensatz zu öffentlichen Banken lagern private Anbieter praktisch jede Spende ein, auch wenn deren Volumen etwas geringer ausfällt. Die Standards bei der Aufbewahrung sind hoch – in Deutschland benötigt jeder Anbieter eine behördliche Zulassung.
Es gibt es in Deutschland noch zwei Nabelschnurbanken, bei denen eine private Einlagerung von Nabelschnurblut möglich ist. Die Firmen verfolgen teils ein gemischtes Konzept: Das Blut bleibt Eigentum der Spender, die wichtigsten Eigenschaften werden aber in einer öffentlichen Datenbank hinterlegt. Meldet sich eine Klinik mit einem bedürftigen Patienten, können die Eltern frei entscheiden: Behalten sie das Blut für das eigene Kind oder spenden sie es dem Patienten und erhalten ihre Gebühren zurück.
Öffentliche Banken bei Therapien vorn
Private Banken haben weltweit bereits fast 7 Millionen Proben von Nabelschnurblut eingelagert, in den öffentlichen lagert etwa 750 000 Spenden5. Doch bei den erfolgten Behandlungen dreht sich dieses Verhältnis um – das transplantierte Blut stammt fast immer aus öffentlichen Nabelschnurbanken. Dies hängt damit zusammen, dass es im Augenblick kaum Anwendungen für Eigenspenden gibt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind das eigene Blut benötigt, schätzen Experten auf etwa 0,04 bis 0,005 %4.
An neuen Therapien mit Nabelschnurblut wird seit Jahren geforscht, doch die Fortschritte blieben bislang gering. Niemand kann voraussehen, wie sich das Feld in Zukunft entwickeln wird. Wer über eine private Einlagerung nachdenkt, kann sich daher nicht auf harte Fakten verlassen. Ein bisschen Hoffnung und Spekulation schwingt auch mit.
Teil 2/4: Hoffnung auf neue Therapien mit Nabelschnurblut
Teil 3/4: Öffentliche oder private Banken – wo spenden?
Teil 4/4: Nabelschnurblut einfrieren – Pro und Contra
2 Zentrales Knochenmarkspender-Register, Nabelschnurblutspende, abgerufen Dezember 2024 (Link)
alle Referenzen anzeigen
3 Lauber et al., The Mannheim Cord Blood Bank: Experiences and Perspectives for the Future, Transfus. Med. Hemother. 2010 (Link)4 C. Petrini, A comparative analysis of the opinions from European national and international ethics committees.., Blood Transfusion 2012, vol. 10, pp. 279-89 (Link)
5 Parent's Guide to Cord Blood, Infografik, Stand Dezember 2024 (Link)
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