Therapien mit adulten Stammzellen – Vorteile und Nachteile
Adulte Stammzellen retten seit Jahrzehnten viele Menschenleben. Sie eignen sich jedoch nur für wenige Anwendungen.
Die Transplantation von Knochenmark und Haut nutzt erfolgreich die Selbstheilungskräfte adulter Stammzellen. Doch die Fähigkeiten dieser Zellen sind begrenzt. Können adulte Stammzellen in Zukunft mit ihren pluripotenten Verwandten mithalten?
Pro und Contra finden Sie hier (siehe auch Vorteile der embryonalen Stammzellen).
Vorteile
1. Adulte Stammzellen sind erprobt und sicher
Die Transplantation von Knochenmark wird seit Jahrzehnten in der Klinik angewendet, Ärzte können auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Die Verträglichkeit ist in der Regel sehr gut, schwerwiegende Komplikationen sind eher selten - sieht man von der Problematik der Abstoßungsreaktionen ab (mehr dazu unter Punkt 2).
Auch bei adulten Stammzellen aus anderen Organen sind kaum schwerwiegenden Komplikationen zu erwarten.
2. Die Therapie kann mit eigenen Stammzellen erfolgen
Wenn es die Verträglichkeit geht, sind körpereigene Stammzellen die beste Wahl für Therapien: Sie werden nicht vom Immunsystem abgestoßen, den Patienten bleibt eine lebenslange Behandlung mit Medikamenten erspart.
Auch das Risiko von verschleppten Infektionen oder Tumoren ist auf ein Minimum reduziert.
3. Adulte Stammzellen sind ethisch nicht umstritten
Die Gewinnung adulter Stammzellen löst keine Kontroversen aus – niemand hat etwas dagegen, wenn Erwachsene freiwillig Gewebe spenden. In einer Gesellschaft, die den Konsens sucht, ein wichtiger Pluspunkt.
Was aber meist nicht offen gesagt wird: Vor allem für die Behandlung von Hirnerkrankungen werden die Stammzellen aus abgetriebenen Feten isoliert – adulte und fetale Stammzellen werden oft nicht strikt unterschieden. Und da fetale Zellen meist aus einer Abtreibung stammen, ist das Konfliktpotenzial kaum geringer als bei embryonalen Stammzellen.
Nachteile
1. Adulte Stammzellen sind nicht für alle Körpergewebe geeignet
Die Zahl der adulten Stammzellen ist meist verschwindend gering, vor allem in langsam wachsenden Organen. Da sich adulte Stammzellen im Labor nur schwer vermehren lassen, stehen in der Regel zu wenige Zellen für eine Therapie zur Verfügung.
Der Rückgriff auf Stammzellen aus abgetriebenen Feten könnte das Mengenproblem teilweise lösen, aber vermutlich eine ethische Debatte mit schwer vorhersehbarem Ausgang entfachen.
2. Adulte Stammzellen sind schwer zu gewinnen
Stammzellen befinden sich meist tief im Körpergewebe. Um sie zu isolieren, müsste das Organ schwer geschädigt werden – sicher nicht das Ziel einer medizinischen Behandlung. Nur die Stammzellen aus Knochenmark, Blut und Haut sind leicht zu gewinnen, allerdings auch schon auf Blut- und Hautzellen festgelegt.
Mesenchymale Stammzellen können sich zwar noch zu anderen Geweben entwickeln und erste Studien versuchen, dies für die Medizin zu nutzen. Doch die Fortschritte sind bislang gering.
3. In adulten Stammzellen sammeln sich Erbgutschäden an
Auch Stammzellen altern. Das Erbgut der Zellen wird ständig von aggressiven Substanzen angegriffen und nicht alle Schäden können repariert werden.
Stammzellspenden stammen jedoch meist von Erwachsenen – deren Stammzellen haben schon einen Teil ihrer Funktionsfähigkeit eingebüßt.
Ausblick
Adulte Stammzellen aus dem Knochenmark und der Haut sind aus der Medizin nicht mehr wegzudenken. In den letzten Jahren sind auch Nischenanwendungen für Augenverletzungen, Morbus Crohn und Transplantatabstoßungen hinzugekommen. Doch darüber hinaus herrscht meist Stillstand.
Zudem sind adulte Stammzellen meist nur in geringer Zahl vorhanden und im Körper gut versteckt. In ihrer Wachstums- und Entwicklungsfähigkeit können sie mit pluripotenten Stammzellen nicht mithalten. Während embryonale Zellen ethisch schwer belastet sind, könnte den ähnlich leistungsfähigen iPS-Zellen iPS-Zellen die Zukunft gehören.
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