Holoclar – Stammzelltherapie erneuert die Hornhaut der Augen

Stammzellen aus dem eigenen Auge können Eintrübungen der Hornhaut beseitigen. Die Therapie gibt 3 von 4 Behandelten ihre Sehfähigkeit zurück.

Therapie für Augenverletzungen

Holoclar behandelt die limbale Stammzellinsuffizienz

Schwere Verletzungen des Auges können die Selbsterneuerung der Hornhaut verhindern. Die italienische Firma Holostem nutzt körpereigene Stammzellen, um neues Gewebe zu züchten und die getrübte Hornhaut zu ersetzen. Ihre Stammzelltherapie Holoclar ist seit 2015 in der Europäischen Union zugelassen.

Inhalte

Die Krankheit – limbale Stammzellinsuffizienz

Die Hornhaut oder Cornea ist die äußerste Zellschicht des Auges: Sie muss vollkommen durchsichtig sein, um eine klare Sicht zu ermöglichen. Besondere Zellen – die limbalen Stammzellen – erneuern die Hornhaut und sorgen dafür, dass das Gewebe lichtdurchlässig bleibt. Die limbalen Stammzellen befinden sich im Grenzbereich zwischen Hornhaut und Lederhaut1.

Bei schweren Verbrennungen und Verätzungen des Auges kann ein Großteil der limbalen Stammzellen verloren gehen. Die Hornhaut kann sich nicht mehr erneuern und wird langsam durch Bindegewebe ersetzt. Das eindringende Bindegewebe trübt die Hornhaut allmählich ein – langfristig führt dies zur Erblindung. Der Fachbegriff für diese Erkrankung lautet limbale Stammzellinsuffizienz.

Bei einer Form der limbalen Stammzellinsuffizienz bleibt ein Auge ganz oder teilweise intakt. Dies ist jedoch eher selten, in Europa treten kaum mehr als tausend Fälle pro Jahr auf.

Das Wirkprinzip – Vermehrung der limbalen Stammzellen

Die Therapie ist nur möglich, wenn im Auge noch limbale Stammzellen vorhanden sind. Diese werden entnommen und im Labor vermehrt. Nach der Wachstumsphase besteht Holoclar besteht zum größten Teil aus gewöhnlichen Hornhautzellen, die auf dem Auge anwachsen und eine durchsichtige Zellschicht bilden können.

Entscheidend für die Langzeitwirkung ist jedoch ein geringer Anteil an limbalen Stammzellen, der bei Holoclar durchschnittlich etwa 3,5 % beträgt. Sie siedeln sich am Rand der Hornhaut an und sorgen dafür, dass sich die Hornhaut regelmäßig erneuert. Ohne die Stammzellen würde das Bindegewebe die Hornhaut überwuchern und das Sehvermögen innerhalb weniger Monate wieder verschlechtern.

Die Anwendung – Transplantation einer Zellmembran

Vor dem Eingriff entnehmen Ärzte dem Patienten eine Biopsie von etwa 1-2 mm² aus dem Limbus, der Grenze zwischen Hornhaut und Bindegewebe am Rand der Pupille. Die Biopsie wird an die Firma Holostem in Italien geschickt.

Diese gewinnt daraus die limbalen Stammzellen, vermehrt sie und trägt sie auf eine Membran von etwa 2 cm Durchmesser auf. Die Membran wird an die behandelnden Ärzten zurückgesendet und in den geschädigten Teil des Auges implantiert2.

Der Nutzen – 3 von 4 Behandelten können wieder sehen

Die Aussichten auf Heilung sind gut. Die Daten von 104 Patienten zeigen, dass nach einem Jahr etwa 3 von 4 Eingriffen erfolgreich waren3. Das Sehvermögen verbesserte sich, Schmerzen und Entzündungsreaktionen gingen deutlich zurück. Und die Verbesserung hielt lange Zeit an – bis zu 10 Jahre sind eindeutig belegt.

Über die Zahl der bisher behandelten Patienten gibt es nur wenige Angaben. In einer Kölner Augenklinik wurden zwischen 2017 und 2018 fünf Patienten behandelt, von denen vier ein zufriedenstellendes Sehvermögen wiedererlangten4.

Die Nebenwirkungen – Entzündung des Auges

Die Nebenwirkungen sind in der Regel gering. Die Biopsie aus dem gesunden Gewebe ist so klein, dass nur geringfügige Schäden zurückbleiben. Und die Folgen der Operation beschränken sich meist auf Entzündungen des Augenlids (Blepharitis), Defekte des Hornhautepithels und eventuell ein Glaukom durch die notwendige Behandlung mit Kortikosteroiden.

Zwischen drei und zehn Prozent der Behandelten müssen mit den jeweiligen Nebenwirkungen rechnen, und insgesamt gilt Holoclar damit noch als gut verträglich.

Die Entwicklung – durch italienische Forscher

Die Entwicklung von Holoclar begann um das Jahr 2000. Die italienischen Wissenschaftler Graziella Pellegrini und Michele de Luca legten an verschiedenen Forschungsinstituten die Grundlagen, bevor sie 2008 die Firma Holostem in Modena gründeten. Im Jahr 2023 wurde das Unternehmen in eine private Stiftung unter der Aufsicht der italienischen Regierung umgewandelt.

Die Europäische Union erteilte Holoclar 2015 eine bedingte Marktzulassung unter der Bedingung, dass weitere Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit durchgeführt werden. Im Jahr 2024 wurden die Auflagen aufgehoben und Holoclar hat seitdem eine uneingeschränkte Zulassung.

Die Kosten – 120 000 Euro pro Transplantat

Die Kosten der Behandlung mit Holoclar wurden in einer Publikation mit 120 000 Euro pro Stammzelltransplantat angegeben ref5.

1 Li et al., Targeting limbal epithelial stem cells: master conductors of corneal epithelial regeneration from the bench to multilevel theranostics, Journal of Translational Medicine, August 2024 (Link)
2 Paul-Ehrlich-Institut, Holoclar, Schulungshandbuch, Stand Februar 2024 (Link)
alle Referenzen anzeigen 3 EMA, Holoclar: Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels, EPAR, Stand April 2024 (Link)
4 Schrage et al., Stammzelltransplantat bei schweren Verätzungen – Erste klinische Erfahrungen mit dem Holoclar, Der Augenspiegel, Mai 2019 (Link)

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Holoclar behandelt die limbale Stammzellinsuffizienz
Holoclar hilft bei einer Form der Erblindung, die durch schwere Verbrennungen oder Verätzungen verursacht wird.

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Kurz und knapp

  • Holoclar nutzt limbale Stammzellen aus dem Auge, um eine beschädigte Hornhaut zu erneuern
  • die Therapie hilft Menschen mit schweren Verbrennungen und Verätzungen der Augen
  • in Europa kommen jährlich etwa tausend Betroffene für eine Behandlung in Frage
  • die Erfolgsquote von Holoclar liegt bei etwa 75 %, die Nebenwirkungen bleiben gering
  • Holoclar ist seit 2015 in der europäischen Union zugelassen
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