Carvykti: Zweite CAR-T-Zelltherapie gegen das Multiple Myelom

Die CAR-T-Zelltherapie Carvykti ist für die Behandlung von Multiplen Myelomen zugelassen. Sie kann bei schweren Verläufen das Leben deutlich verlängern.

Multiples Myelom

Die CAR-T-Zelltherapie Carvycti bekämpft das Multiple Myelom

Das Multiple Myelom ist eine seltene Krebserkrankung des Knochenmarks, die häufig einen schweren Verlauf nimmt. Wenn gängige Therapien ihre Wirkung verlieren, bleiben den Betroffenen nur wenige Optionen. Die Therapie Carvykti nutzt CAR-T-Zellen, um Myelomzellen zu erkennen und zu beseitigen. Sie darf nach vier erfolglosen Therapieversuchen eingesetzt werden und kann das Leben vieler Patienten verlängern.

Carvykti wird von der US-Firma Legend Biotech in Kooperation mit dem Pharmakonzern Johnson & Johnson hergestellt. In den USA ist sie seit Februar 2022 zugelassen, in der Europäischen Union seit Juni 20221.

Die Krankheit – unkontrollierte Vermehrung von Immunzellen

Das Multiple Myelom entsteht im Knochenmark aus den Plasmazellen des Immunsystems2. Die Myelomzellen bilden zahlreiche (multiple) Tumorherde und beeinträchtigen die normale Funktion des Knochenmarks. Im Verlauf der Erkrankung verringert sich die Zahl der Blut- und Immunzellen und es kommt zu einem Verlust von Knochensubstanz. Zu den Symptomen zählen erhöhte Infektanfälligkeit, Knochenschmerzen, Fatigue, Nierenschäden und Herzrhythmusstörungen.

In Deutschland treten jährlich etwa 6500 neue Fälle von Multiplem Myelom auf. Die Diagnose erfolgt im Mittel in einem Alter von 72 bis 74 Jahren, Männer sind etwas häufiger betroffen3.

Der Nutzen – deutliche Verlängerung des Überlebens

Zur Wirkung von Carvykti liegen bislang nur vorläufige Daten einer einzigen Studie mit 97 Patienten vor. Die Zwischenergebnisse sind jedoch sehr ermutigend4:

  • fast alle Behandelten sprechen auf die Therapie an
  • bei 8 von 10 Behandelten geht das Myelom vollständig zurück
  • bei der Hälfte der Behandelten zeigt sich nach bislang 22 Monaten kein Fortschreiten der Erkrankung

Eine endgültige Beurteilung der Wirksamkeit kann erst erfolgen, wenn eine größere Zahl von Patienten über mehrere Jahre beobachtet wurde.

Die Therapie – mit körpereigenen Immunzellen gegen das Myelom

Die Therapie Carvykti (ciltacabtagene autoleucel, cilta-cel) wird aus den Immunzellen der Erkrankten erzeugt. Diese sogenannten T-Zellen werden aus dem Blut aufgereinigt und im Labor mit einer lentiviralen Genfähre behandelt, die den Bauplan für einen CAR (chimeric antigen receptor) in das Erbgut der Zellen einfügt. Der CAR bindet an das Protein BCMA, das auf der Oberfläche fast aller Myelomzellen zu finden ist5.

Nach der Erzeugung und Vermehrung im Labor werden die CAR-T-Zellen zurück in den Körper des Patienten gegeben. Dort können sie Myelomzellen erkennen und beseitigen.

Die Alternativen – nach mehrfachen Rückfällen nur wenig Optionen

Die Erstbehandlung von fortgeschrittenen Multiplen Myelomen besteht meist in einer hochdosierten Chemotherapie, gefolgt von der Transplantation körpereigener Stammzellen. Als Alternative ist auch eine Kombinationstherapie mit unterschiedlichen Wirkstoffen möglich: Zytostatika, Steroide, Proteasom-Inhibitoren, Immunmodulatoren und monoklonale Antikörper6.

Wenn die gängigen Therapien nicht oder nicht mehr anschlagen, bleiben nur wenige Behandlungsoptionen. Immuntoxine und ein XPO1-Inhibitor schlagen nur bei einem Teil der Behandelten an, ihre Wirkung lässt meist nach wenigen Monaten nach. Nach vier erfolglosen Therapieversuchen darf in Deutschland die CAR-T-Zelltherapie Abecma eingesetzt werden, die auf einem ähnlichen Wirkprinzip wie Carvykti beruht.

Die Nebenwirkungen – sehr häufig und potenziell lebensbedrohlich

Wie alle CAR-T-Zelltherapien löst Carvykti häufig Nebenwirkungen aus, die lebensbedrohliche Folgen haben können4:

  • Zytokinsturm: eine schwere entzündliche Reaktion, die auf den ganzen Körper übergreift
  • Neurotoxizität: Schädigung des Nervensystems, die zu Bewusstseinsstörungen, krampfartigen Anfällen, Lähmungen und Gehirnblutungen führen kann
  • Zytopenien: Mangel an verschiedenen Blut- und Immunzellen

Weitere häufige Nebenwirkungen sind

Die Entwicklung – gestartet in China, beendet in den USA

Carvykti wurde anfangs in China entwickelt, die Firma Legend Biotech hat ihren Hauptsitz jedoch in den USA. Legend Biotech wurde im Jahr 2014 gegründet und konzentriert sich auf die Entwicklung von Zelltherapien gegen Krebs. Seit 2017 erfolgt die Produktion und Vermarktung von Carvykti in Kooperation mit dem US-Konzern Johnson & Johnson7.

Um Versorgungsengpässe zu vermeiden, soll die Therapie vollständig in eigenen Laboren erzeugt werden (manche Konkurrenten lagern wichtige Schritte an Drittanbieter aus). Johnson & Johnson stellt den lentiviralen Vektor her, während Legend Biotech die Herstellung der CAR-T-Zellen übernimmt.

Die Kosten – 350 000 Euro

Die Kosten für eine einmalige Behandlung betragen in Deutschland etwa 350 000 €7, in den USA soll der Listenpreis von Carvykti 465 000 US$ betragen8. Das entspricht ungefähr dem Preisniveau, auf dem sich andere CAR-T-Zelltherapien befinden. Der direkte Konkurrent Abecma – bereits in Deutschland für die Behandlung von Multiplen Myelomen zugelassen – ist jedoch etwas günstiger.

1 European Medicines Agency (EMA), Carvykti (Ciltacabtagene autoleucel), EMA/192130/2022 März 2022 (Link)
2 Deutsche Krebsgesellschaft, Multiples Myelom, Morbus Kahler, Onko Internetportal, Stand Dezember 2020 (Link)
alle Referenzen anzeigen 3 Zentrum für Krebsregisterdaten, Krebs in Deutschland 2017/2018 – Multiples Myelom, Robert Koch-Institut (Hrsg) und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (Hrsg), Stand November 2021 (Link)
4 Deutsches Ärzteblatt, Ciltacabtagene autoleucel: Weitere CAR-T-Zelltherapie bei Plasmozytom zugelassen, aerzteblatt.de, April 2022 (Link)
5 International Myeloma Foundation, Carvykti (ciltacabtagene autoleucel), abgerufen von myeloma.org, Stand März 2022 (Link)
6 Leitlinienprogramm Onkologie, S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge für Patienten mit monoklonaler Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) oder Multiplem Myelom, Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF, Februar 2022 (Link)
7 Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Idecabtagen vicleucel (multiples Myelom, ≥ 2 Vortherapien) Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V, Juni 2024 (Link)
8 A. Liu, Johnson & Johnson, Legend's CAR-T Carvykti enters myeloma ring with FDA nod, FiercePharma, März 2022 (Link)

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Kurz und knapp

  • die CAR-T-Zelltherapie Carvykti (ciltacabtagene autoleucel, cilta-cel) richtet sich gegen das Multiple Myelom
  • nach ersten vorläufigen Daten können viele Behandelte mit einer deutlich verlängerten Lebenszeit rechnen
  • die Therapie hat starke Nebenwirkungen wie den Zytokinsturm, Neurotoxizität und ein Mangel an Blutzellen
  • Carvykti ist in der europäischen Union und den USA zugelassen
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