Upstaza lindert die Folgen eines AADC-Mangels
Die Gentherapie Upstaza behandelt eine seltene Stoffwechsel-Erkrankung, die schwere Entwicklungsverzögerungen verursacht. Die Therapie verbessert die Bewegungsfähigkeit und fördert die geistige Entwicklung.
Ein Defekt in dem Stoffwechsel-Enzym AADC löst schwere Bewegungsstörungen aus, die mit konventionellen Methoden nicht zu behandeln sind. Die Gentherapie Upstaza behebt diesen AADC-Mangel, indem es eine korrekte Genkopie direkt in das Bewegungszentrums des Gehirns einschleust. Hersteller ist die US-Firma PTC Therapeutics.
Upstaza ist seit Juni 2022 in der Europäischen Union zugelassen1, in den USA seit November 2024 unter dem Namen Kebilidi.
Die Krankheit – Störung des Stoffwechsels durch AADC-Mangel
Der AADC-Mangel ist eine sehr seltene Erbkrankheit, die schwere Entwicklungs- und Bewegungsstörungen verursacht2. Betroffene Kinder erben von beiden Elternteilen ein defektes Gen des Stoffwechsel-Enzyms Aromatische L-Aminosäure-Decarboxylase (AADC). Der Mangel an AADC hemmt die Produktion von zwei wichtigen Botenstoffen des Nervensystems, den Neurotransmittern Dopamin und Serotonin.
Die Symptome machen sich bereits in den ersten Lebensmonaten bemerkbar. Die Motorik ist schwer beeinträchtigt, es treten unwillkürliche Bewegungen von Augen, Kopf, Rumpf und Extremitäten auf. Die Betroffenen sind lebenslang pflegebedürftig und versterben zum Teil bereits im Kindesalter. Weltweit gibt es etwa 250 Fälle, gehäuft bei Kindern mit chinesischer Abstammung.
Der Nutzen – verbesserte Kopfkontrolle und selbständiges Sitzen
Die wichtigsten Daten zum Nutzen von Upstaza stammen aus einer Studie mit 26 Kindern in Taiwan3. Im Verlauf der ersten 12 Monaten zeigten sich deutliche Verbesserungen:
- verbesserte motorische Fähigkeiten (Kopfkontrolle und selbständiges Sitzen)
- gesteigerte sprachliche und kognitive Funktionen
- deutliche Zunahme des Körpergewichts
- gesteigerte Produktion von Dopamin
Upstaza war umso wirkungsvoller, je jünger die Behandelten waren. Allerdings darf die Therapie nicht bei Kindern unter 18 Monaten angewendet werden, da die erforderliche Gehirnoperation bei nicht fertig ausgebildeten Schädel zu riskant ist. Die Wirkung kann mehrere Jahre andauern, in einem Einzelfall bis zu neun Jahre.
Die Therapie – Injektion direkt in das Gehirn
Die Gentherapie Upstaza (eladocagene exuparvovec) gleicht den Mangel an dem Stoffwechsel-Enzym AADC im Gehirn aus. Sie nutzt dazu einen adeno-assoziierten Vektor, der eine funktionsfähige Kopie des menschlichen AADC-Gens enthält. Die Therapie wird gezielt in eine bestimmte Region des Gehirns – das Putamen – eingespritzt. Dort ermöglicht sie den Nervenzellen, den Neurotransmitter Dopamin zu erzeugen. Upstaza wird nur einmal verabreicht.
Die Nebenwirkungen – Störungen im Bewegungsablauf
Die Nebenwirkungen bleiben eher moderat. Fast alle Behandelten leiden nach dem Eingriff unter Dyskinesien (Störungen im Bewegungsablauf), die nach einigen Wochen nachlassen. Anfangs kann es zu Schlaflosigkeit kommen, manchmal auch zu Reizbarkeit.
Die Alternativen – keine wirksamen Medikamente
AADC-Mangel lässt sich mit konventionellen Therapien nicht wirksam lindern. Häufig angewendet wird eine Kombination aus Vitamin B6, Dopaminagonisten und Monoaminooxidaseinhibitoren, die aber bei schweren Verläufen nur eine begrenzte Wirkung haben.
Die Entwicklung – entwickelt von PTC Therapeutics
Upstaza wurde von der US-Firma PTC Therapeutics entwickelt. Die klinischen Studien fanden vor allem in Taiwan statt, eine kleinere Studie erfolgte auch in Japan. Der erste Patient wurde im Jahr 2012 behandelt. In Deutschland wurde Upstaza erstmalig im September 2021 bei einem dreijährigen Mädchen getestet4.
Die Kosten – 3,5 Millionen Euro
Die Kosten für eine Behandlung von Upstaza betragen 3,5 Millionen Euro5.
2 Opladen et al., Die intrazerebrale Gentherapie des Aromatischen-L-Aminosäure-Decarboxylase-Mangels mit Eladocagene exuparvovec, Monatszeitschrift für Kinderheilkunde, Juni 2021 (Link)
alle Referenzen anzeigen
3 Tai et al., Long-term efficacy and safety of eladocagene exuparvovec in patients with AADC deficiency, Molecular Therapy, Februar 2022 (Link)4 Pressemitteilung Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberger Mediziner forschen an neuen Therapieansätzen für sehr seltenen, frühkindlichen Parkinsonismus, Februar 2022 (Link)
5 Pressemitteilung Universitätsklinikum Heidelberg, Eladocagene exuparvovec (Aromatische-L-Aminosäure-Decarboxylase-Mangel, ≥ 18 Monate) – Bewertung gemäß § 35a Abs. 1 Satz 11 SGB V, IQWiG-Berichte – Nr. 1456, November 2022 (Link)
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Kurz und knapp
- Upstaza behandelt die seltene Erbkrankheit AADC-Mangel
- eine adeno-assoziierte Gefähre schleust ein Stoffwechsel-Gen direkt in das Gehirn ein
- die Behandlung führt zu besseren motorischen und kognitiven Fähigkeiten
- eine Kommission hat die Zulassung in der EU empfohlen